Die Geschichte des Klosters

Etwas über die Geschichte des Børglum Klosters 
Wenn man heutzutage das Børglum Kloster besucht, kann man sich darüber wundern, dass im Mittelalter für das nordjütländische Machtzentrum eine so abgelegene Hügelspitze gewählt wurde. Auf dem Børglumer Hügel war in der Wikingerzeit ein Königsgut, ca. 1060 wurde an dieser Stelle ein Bischofssitz gegründet und inmitten des 12 Jh. wählte der Prämonstratenserorden den Ort als Hauptsitz des Nordens. Darum gehen wir davon aus, dass zu jener Zeit Børglum zentral lag, mit guten Transportverbindungen. 

Das königliche Gut ca. 800-1100
In der Zeit der Wikinger und im frühen Mittelalter hatten die dänischen Könige keinen festen Wohnsitz, sie waren konstant auf Reisen und zogen durch das ganze Land.

Sie logierten meistens auf einem der vielen königlichen Güter, wie man sie damals oft vorfand. Diese königlichen Güter gehörten unter das Kronengut und fungierten als Administrationscenter für die verschiedenen Landesteile oder Rechtsgebiete. Um den täglichen Betrieb zu leiten und die Interessen des Königs zu vertreten, wurden vom König einige Ombudsmänner angestellt, oder "Ringer" (wie sie in zeitgenössischen schriftlichen Quellen genannt wurden). Wenn der König selbst nicht anwesend war, waren es diese, die die Aufgabe hatten, Steuern, Abgaben und Bussen einzutreiben, die dem König zufielen. Deshalb waren diese Männer natürlich nicht immer so beliebt bei der einheimischen Bevölkerung.

Der Bischofssitz 1060-1536
In Zusammenarbeit mit dem Ehrenbischof von Hamburg-Bremen, Adelbert, gründete der dänische König Svend Estridsen um 1060 drei neue Bistümer in Nordjütland: Århus, Viborg und Børglum.

Das neue Bistum Vendsyssel umfasste Vendsyssel, Thysyssel mit Hanherred samt Mors, das eigentlich ein Teil von Sallingsyssel war. Verschiedenes deutet darauf hin, dass für das bischöfliche Palais und für die Administration des Bistums ein Teil vom Grund des königlichen Guts aufgeteilt wurde, und da der König zu dieser Zeit sein Gut, wahrscheinlich mit dazugehörender Kirche, zuoberst auf dem Børglumer Hügel hatte, wurde dem Bischof unmittelbar südlich des Hügels ein Areal zugewiesen.

Das älteste Kloster
Wir wissen nicht mit Sicherheit, wann das erste eigentliche Kloster in Børglum gegründet wurde, aber wir können davon ausgehen, dass schon kurz nach 1060, als der Bischofssitz gegründet wurde, es auf jeden Fall eine klosterähnliche Gemeinschaft gab, in Verbindung mit dem Bischofssitz. 

Auf Veranlassung von Ehrenbischof Eskil war es der machtvolle Prämonstratenserorden, der sich ab Mitte des 12. Jh. in Børglum etabliert hatte und Børglum wurde der Hauptsitz des Ordens für ihre Klöster in Dänemark, Norwegen und Schweden. 

Das Børglum Kloster ca. 1150-1536
Der Prämonstratenserorden wurde von Norbert von Xanten gestiftet, der 1120 den Hauptsitz in der französischen Stadt Prémontré gründete. Er wurde schnell einer der populärsten Orden der Oberschicht und es wurden in Europa ca. 500 Prämonstratenserkloster gegründet. Wenn sich die Brüder des Ordens Kanoniker oder Chorherren -nicht Mönche - nannten, so war das deshalb, weil man eine Priesterausbildung haben musste, wenn man in diesen Orden aufgenommen werden wollte. Es könnte der Zisterzienser Bernhard von Clairvaux gewesen sein, der die Prämonstratener seinem nahen Freund, dem dänischen Erzbischof Eskil, anbefahl, der wiederum die Ankunft der Prämonstratener in Dänemark um 1150 vermittelte. Die Prämonstratener, die ins Børglum Kloster kamen, wurden sicher zu der europäischen geistlichen Elite gezählt.

Die Reformation 1536
Als die Reformation 1536 vorbei war, wurden alle Kirchen- und Bischofsgüter vom lutheranischen König Christian 3. beschlagnahmt, der "vergaß" das Geld ins Volk zu kanalisieren, das nun die Verpflichtungen des Klosters übernehmen musste.

Die folgenden Jahre wurden für die Bevölkerung von Vendsyssel eine sehr harte Zeit. Das soziale System wie z. B. Krankenhäuser, Schulen und Armenwesen kollabierte, die Hexenjagd setzte ein und zusätzlich verurteilte Christian 3. alle Bauern in Vendsyssel zum Tode, da die meisten von ihnen in Grevens Fejde am Bürgerkrieg auf der Seite vom Schiffer Clement teilgenommen hatten. Zwar konnte das Todesurteil umgangen werden, indem die Bauern dem König eine beträchtliche Summe Geld bezahlten, aber das selbst ernannte Urteil des Königs lag ungemein weit weg von dem, was wir sonst von der damaligen nordischen Rechtsprechung her kennen.

1536-1540
Eine Übergangszeit, in der man versuchen musste, einen Überblick zu schaffen über die Werte des Børglum Klosters und Grundbesitze. Dafür wurde der vom König ernannte Prior Niels Lauridsen des Klosters, als Aufsichtsmann für das beschlagnahmte Kloster- und Bistumsgut, eingesetzt.

Und das war ganz sicher ein klarer Vorteil, dass es genau der Prior war, der bereits vor der Reformation die Geschäfte führte und den gesamten Überblick über die Güter des Klosters hatte. Man kann sagen, dass Prior Niels seinen Job behielt, nur sein Arbeitgeber wechselte; anstelle des Abtes war es nun Christian 3. Das Bistumsgut wurde recht schnell verkauft, davon bekam der verhasste Peder Ebbesen Galt 68 Höfe, und das alte Klostergut wurde 1540 zum königlichen Lehen.

Die Zeit als königliches Lehen 1540-1669
In den 129 Jahren, in denen das Børglum Kloster unter dem königlichen Lehnmann und der Sorø-Akademie war, war die Menge der Grundbesitze und Einkünfte des Lehnmannes im Großen und Ganzen dieselben.

Aber der fehlende Unterhalt der Gebäude hatte diesen so kräftig zugesetzt, dass der König, nach Godslev Buddes Tod 1622, Otto Skeel und Mogens Kaas befahl, einen ausführlichen Rapport über den Zustand der Gebäude des Gutes zu erstellen. Im Rapport wurden sowohl die Klostergebäude als auch alle Wirtschaftsgebäude als "baufällig" erwähnt. Die Kirche wird nicht erwähnt, aber vermutlich war sie in demselben Zustand, da sie 1590 und 1616 restauriert wurde. Es ist dank dem erwähnten Rapport, dass wir das erste Mal einen Gesamtüberblick bekommen über die Grundbesitze, und selbst wenn das Gut nicht nach Ackerland berechnet wird, sondern nur in Anzahl Häuser, so gibt es trotzdem einen ganz guten Einblick über die Besitztümer, die zu jener Zeit zum Børglum Kloster gehörten. Der Rapport erwähnt 268 Höfe, 163 Straßenhäuser und 4 Mühlen.

Die Zeit als königliches Gut
1669-1770, bevor Børglum Kloster 1669 an Privatbesitzer verkauft wurde, war ein großer Teil der Pachthöfe bereits verkauft.

Von den 1'555 "Steuertonnen-Ackerland", die gemäß Matrikel 1664 zum Gut gehörten, waren es nur 798, die an Peder Reedtz übergingen, und die waren vorzugsweise die Eigentümer, die am weitesten weg vom Gut lagen. Normalerweise zählt man zu dieser Periode Erbuntertänigkeit, Rinderpest und Unterdrückung bei den dänischen Bauern. Aber etliche Rechtsstreite aus dieser Zeit zeugen davon, dass die Bauern unter dem Børglum Kloster, sich von den Gutsherren nicht unterdrücken ließen, nicht zuletzt mit dem Bombenattentat gegen Oberst de Poulson. Gleichzeitig erzählt ein Bericht, dass im Kloster bestimmt nicht Zustände herrschten wie in der Komödie "Jeppe auf dem Berg": "Foltergeräte wie Holzpferde und Ähnliches waren nicht zu finden in Børglum", steht in einer Aufzeichnung über bewegliches Hab von 1721.

1770-1835
1781 wurde eine königliche Verordnung herausgegeben, die dazu aufforderte, dass man die alten Gemeinschaften in den Dörfern aufgibt und eine Änderung stattfinden sollte.

Die Höfe sollten draußen bei dem Grund stehn, der zum Hof gehörte, sodass jeder Hof sein dazugehöriger Grund um sich hatte, anstatt wie bis anhin, wo alle Höfe um den Dorfteich gebaut waren. Da der Prozess sowohl mühsam als auch teuer war, und Zweifel darüber entstanden, in wie weit der Gutsbesitzer oder die Bauern die Landvermessungsingenieure und weitere Unkosten, die der Umzug der Gebäude mit sich brachten, bezahlen mussten, ja so dauerte die Auswechslung des Børglum Kloster gute 37 Jahre.

1798 wurden Pachtgüter, die am Haupthof lagen, bewertet mit 998 "Steuertonnen" Ackerland.

Das Geschlecht Rottbøll
Im Jahre 1835 kam das Børglum Kloster in den Besitz der Familie Rottbøll. Das Geschlecht kommt ursprünglich vom Haupthof Rotbøl, der Gemeinde Lodbjerg in Thy, der Ende des 17 Jh. durch das Sandtreiben zerstört wurde. Seitdem wurden von diesem Geschlecht Gutsbesitzer fürs Børglum Kloster großgezogen.

Die Zeit nach 1835
Da das Gesetz über die Auflösung von Pachthöfen erst 1861 kam, wurde ein Verzeichnis über die pachtpflichtigen Höfe erstellt, die ständig zum Børglum Kloster gehörten.

Da Rottbøll vorher ca. 400 "Steuertonnen" Ackerland der Pachthöfe verkauft hatte, waren es nur noch 81 Höfe mit insgesamt 265 "Steuertonnen" Ackerland.

Die Entwicklung ging schnell; das Grundgesetz wurde beschlossen, der Frondienst aufgehoben, und der Zinsbauer wurde zum Freibauern, und das bedeutete unter anderem auch, dass es mehr Intensivbewirtschaftung und damit auch größerer Erträge gab.

Aber das war bestimmt nicht unbedingt ein Vorteil, dass die Bauern ihren Hof besitzen sollten. In mehreren Fällen können wir auch sehen, dass die Bauern den Besitzerwechsel verzögert haben, denn der Pachtzins, den sie den Gutsbesitzern zahlen mussten, war verhältnismäßig niedrig. Auf diese Weise kann man gut sagen, dass der Bauer nur seinen Pachtvertrag mit einem Kreditvertrag ausgewechselt bekam.

1935 ist der Wert der gesamten "Steuertonnen" Ackerland auf 42 geschwunden.

Nach einem Brand bauten die jetzigen Besitzer Hans und Anne Rottbøll 1989 eine 3'000 m2 große neue Kornscheune und sie verwirklichten 1995 die größten Kirchenrestaurierungsarbeiten seit 1590.

Ein Projekt, für das ca. 13 Millionen Kronen budgetiert waren.

Das heutige Børglum Kloster 
Eine der Eigenartigkeiten in der Geschichte des Børglum Klosters ist die, dass die Historiker sich immer noch darüber wundern, dass dieses mittelalterliche Machtzentrum sich nie zu einer regulären Stadt entwickelt hat mit Bürgerschaft, Kaufmann und Geschäftshäuser, die in den übrigen Bistümern ein wichtiger Teil der ökonomischen Grundlage waren.

Wenn wir die Entwicklung der anderen Bistümer im heutigen Dänemark sehen, Viborg, Århus, Ribe, Odense und Roskilde, so entstanden an all diesen Orten große Städte, wo hingegen sowohl die umfangreichen Bebauungen als auch die große Bevölkerungszahl in Børglum bis auf den einsam gelegenen Gutshof auf dem Hügel schrumpfte. Wenn die Entwicklung von Børglum dieselbe gewesen wäre wie bei den übrigen Bistumsstädten, ja, so würde das Børglum Kloster wohl mitten in der Großstadt liegen, vielleicht mit einem Einkaufscenter, etwas westlich von der Mühle und ein Baumarkt nördlich vom Friedhof.

Nicht dass wir etwas gegen ein Einkaufscenter oder einen Baumarkt hätten, aber in dieser Gegend sind wir viele, die finden, dass die Gebäude und die Landschaft eigentlich ganz gut zueinanderpassen und dass das Schicksal, des schönen alten Klosters, gar nicht so schlecht ist.

Top